Varzina auf der Halbinsel Kola in Russland
Die Varzina, der Hauptfluss in diesem System, ist ein starker und wilder Fluss, er fällt über 240 m in weniger als 25 km. Die Varzina beginnt ihren Fusslauf nördlich von Lake Enozero, einer der wenigen wirklich grossen Seen auf Kola. Die ersten paar Kilometer fliessen durch kleine Stromschnellen, in den langsamen Becken wimmelt es von Saiblingen und grosse Bachforellen. Besonders gegen Ende der Saison sind die Forellen richtig aktiv. Es gibt viele Fische und die meisten von ihnen sind im Bereich 50-60 cm, die grössten Forellen deutlich über 4 kg. Auch wenn der Weg offen ist, kommen nur ein paar Lachse hierher. Dies ist die offene Tundra, Land ohne Bäume mit niedrigen Hügeln. (Juni 2010)
Der nächste Abschnitt, auch einige Kilometer lang, ist eine Übergangszone von der offenen Tundra der Halbinsel Kola zu den schroffen Küstenhügel. Varzina schlängelt sich immer tiefer zwischen die Hügel bis beide Ufer im Schatten liegen. Die ersten Haine von arktischen Birken erscheinen in den geschützten Stellen. In diesem Bereich zeigen sich die Lachse erst später in der Saison, also im August. Bachforelle und Saibling sind reichlich vorhanden.
Dann kommen wir zu einigen groben Flussabschnitten. Die Varzina stürzt sich in schnellen, engen und tiefen Rinnen mit nur wenig fischbaren Pools dazwischen hinunter. Es gibt auch einen schmalen See am Ende dieses Flussabschnittes. Die steilen Ufer sind mit dichten Wachstum der arktischen Birke bedeckt. Aufgrund des schwierigen Geländes kann dieser Bereich praktisch nicht gefischt werden. Allerdings gibt es einige sehr grosse Forellen und Lachse, die in diesen Pools ungestört leben. Der nächste Abschnitt beginnt unterhalb dem Wasserfall “Upper Falls”, die meisten Lachse bleiben unterhalb von diesem Wasserfall. Die Becken haben eine grosse fischbare mittlere Strömung. Dies ist eines der wichtigsten Laichgebiete für die Varzina Lachspopulation und wird daher nur wenig gefischt. Viele wirklich grosse Lachse, auch Fische über 20 Kilo, betrachten dieses Stück Varzina als ihre Heimat. Der Abschnitt endet mit dem fabelhaften Big Falls Pool und dem See Filipov darunter. Die Lachse erscheinen oberhalb dem Big Falls erst Ende Juli. Es gibt immer noch einige sehr schöne Bachforelle und Saibling in den tiefen Becken, aber Lachse sind eindeutig die dominante Spezies.
Die letzten 4 km Flussabschnitt haben einige der schönsten Pools aller Lachsflüsse weltweit. Die anspruchsvollen und spektakulären Cliffhanger Pool sind in der Mitte dieses Abschnittes. Eine Schlucht öffnet sich zum Pool “Long Walk”, welcher einige der schönsten Fische in diesem Fluss produziert hat. Es ist auch einer der besten Lachs Pools für die Trockenfliege. Weiter ist der Boulders Pool immer produktiv, aber schwierig einen grossen Fisch zu landen. Boulders Pool wird oft zu Gunsten des nächsten Pools vernachlässigt, der fabelhafte Finn Pool. Finn Pool ist einer der besten Holding Pools auf der Halbinsel Kola. Er ist tief und breit genug, sodass die meisten “Running” Fische für eine Weile stoppen. Fische zwischen 10 und 15 kg kommen in diesem schönen Stück Lachsgewässer während die ganze Saison vor.
Nach dem Finn Pool gibt es einen langen Abschnitt mit Stromschnellen, sie enden beim Sanduhr Pool. Dies ist ein ungeschliffenes Juwel von einem Pool, anspruchsvoll, aber produktiv. Nach dem Sanduhr Pool sammelt sich der Fluss auf den endgültigen Weg in Richtung der Barentsee. Das Flusstal öffnet sich langsam und die Varzina verbreitert und verflechtet sich in mehrere Kanäle. Diese enden alle im Gezeitenabschnitt des Flusses, dem Home Pool Bereich der Varzina. Es gibt tatsächlich einige schöne Pools oberhalb des Brackwassers. Die obersten sind die Zwillinge, Goldenen und Silbernen Pool. Speziell der Golden Pool ist früh in der Saison sehr produktiv . Der Ice Pool liegt direkt unterhalb Golden und ebenso bekannt. Die ständig wechselnden Gezeiten Pools fliessen direkt unter den Fenstern der Varzina River Lodge vorbei. Während viele der Varzina Pools mit einer Einhand Fliegenrute gefischt werden können, finden die meisten Fischer, dass Zweihand Ruten einen klaren Vorteil für eine bessere Abdeckung des Wassers haben. (Quelle: Varzina River Company)
Die Lodge und die Hütten für jeweils 2 Fischer sind sehr schön und zweckmässig. Jede Hütte hat zwei elektrische Radiatoren und einen kleinen Holzofen, ausserhalb jeder Hütte ist ein Toilettenhäuschen vorhanden und es gibt ein Saunahaus mit 4 komfortablen Duschen.
Das Hauptgebäude hat für die Gäste einen Aufenthaltsraum mit Bar, Cheminée und Satelliten-TV und einen Speiseraum, wo alle Fischer sich zum Abendessen treffen. Die Mahlzeiten sind reichlich, aus meiner Sicht aber nicht dem hohen Preisniveau entsprechend.
Die Guides sind sehr gut ausgesuchte Allrounder mit viel Erfahrung. Mir wäre allerdings ein Fischen ohne Guide viel lieber, aber die Leute dort sind wahrscheinlich froh ein Verdienst zu haben. Ich würde lieber selbst herausfinden wo die Fische sind, welche Fliege ich nehmen soll, ob die Fliege tief oder hoch gefischt werden soll.
Während den 6 Tagen fischen in der Varzina konnte ich leider nur 2-3 Tage voll nutzen, an den anderen Tage hatte mich ein Virus übelster Art befallen. Wegen Kopfschmerzen, Fieber, Müdigkeit und Husten war ich beim Fischen stark eingeschränkt. Trotzdem hatte ich die ersten 2 frischen Fische in der Varzina Saison 2010 gefangen!!! Total hatte ich 6 Lachse (3 Frische und 3 Kelts) gefangen, wovon der grösste 10 kg wog. Zudem hingen 4 grosse, schöne Bachforellen an der Lachsfliege.
Wieder einmal waren wir zu früh am Lachsfluss, die ersten 2 Tage waren eisig kalt, teilweise mit Schneefall (im Juni), viele Fischer aus Russland fingen nichts oder “nur” Kelts, bestenfalls Herbstaufsteiger, es waren einfach noch keine Frischfische da!
Insgesamt waren wir eine Gruppe von 9 Russen, zwei Italiener, einem Briten und wir beide. Mit den Italienern Ottavio und Mauro hatten wir bereits einmal in Island an der Laugardalsa die Hütte geteilt. Natürlich hat Andreas sehr gut gefangen - er hatte Ende der Woche 22 Fische gefangen und einen über 11 kg.
Fazit:
Die Varzina war für mich etwas enttäuschend, ich hatte in dieser Preiskategorie mehr erwartet. Wir waren leider etwas zu früh (13. - 18. Juni 2010 / KW24) vor Ort, so konnten wir nur die unteren Pools befischen.
Die An- und Rückreise war mit unerwartetem Wartezeiten und Busfahrten nicht optimal.
Die Varzina ist ein sehr schöner Fluss, die Gegend ist ansprechend mit vielen schönen Birkenwäldern. Die Infrastruktur der Lodge ist hervorragend, wie auch die Guides sind “top”. Ich finde jedoch, dass wir letztes Jahr im Lower Yokanga Tent Camp besser gegessen hatten.